Im Kanalisationsnetz wird das Abwasser von Haushalten und Gewerbe der Abwasserreinigungsanlage (ARA) zugeführt. Dort angekommen, wird das Wasser gereinigt und wieder in den Kreislauf geführt. In Thalwil fliesst das gereinigte Wasser zurück in den Zürichsee. Damit diese Lebensgrundlage sauber bleibt, muss auch die Bevölkerung darauf achten, was in die Kanalisation gespült wird. Kurz: Auch das Abwasser muss sauber gehalten werden. Ins Abwasser gehören nur Bade- und Duschwasser, Haushaltswasser ohne Öle, WC-Papier und Ausscheidungen mit dem WC-Spülwasser.
In der ARA wird das Wasser mehrstufig gereinigt. Wichtig sind dabei vor allem fleissige Bakterien. Die Reinigung erfolgt auf einer biologischen Grundlage. Je weniger Chemikalien im Abwasser enthalten sind, desto einfacher lässt es sich reinigen. Grosse Mengen an Chemikalien oder andere Abfallstoffe könnten erhebliche Schäden verursachen. Bei einem Vorfall im Januar dieses Jahres konnte nur dank geschicktem Reagieren der geschulten Mitarbeitenden der ARA eine erhebliche Verunreinigung verhindert werden. Chemikalien hatten zu enormer Schaumbildung geführt.
ARA Thalwil
Extreme Schaumbildung in der ARA: Chemikalien oder andere Schadstoffe, wie zum Beispiel Bauschutt, gehören auf keinen Fall in die Kanalisation.
Historischer Hintergrund Gewässerschutz ist nicht erst seit der Einführung des Gewässerschutzgesetzes in der Schweiz im Jahr 1991 ein Thema. Bereits in vorchristlicher Zeit 3000 bis 500 v. Chr. wurden in Siedlungen Sickerschächte erstellt, die mit einem einfachen System Wasser und Fäkalien trennten. Die Fäkalien wurden in einer Faulkammer gesammelt und die Flüssigkeit (Urin, Spülwasser, etc.) über einen Überlauf der Sickergrube zugeführt. Zunehmend wurde erkannt, dass dieses Abwasser mittels Kanälen ausserhalb der Stadt gebracht werden soll. Die alten Griechen und Römer bauten erste Kanalsysteme. Fäkalien wurden Beispielsweise bei öffentlichen Toilettenhäusern mit Wasser in einem Kanal weggespült. Die Bevölkerungsdichte in den Städten nahm immer stärker zu, sodass die einfachen Abwassersysteme an ihre Grenzen stiessen. In den Ehgräben, den offenen Kloaken, in denen das verschmutze Wasser in ein offenes Gewässer oder auf ein freies Feld abfloss, verrichteten die Menschen damals die Notdurft und auch das Haushaltswasser wurde darin entsorgt. Gleichzeitig dienten die Gräben als Grenze zwischen zwei Grundstücken. In den Ehgräben fanden Ratten und andere Kleintiere reichlich Nahrung. Als Folge dessen verbreiteten sich Bakterien und Krankheiten wie Cholera und Typhus. Auch heute kommen diese Krankheiten vorwiegend in Ländern oder Gebieten vor, wo keine funktionierende Entwässerung vorhanden ist. Mit dem Zeitalter der Industrialisierung wurden neue Technologien entwickelt – auch für die Entwässerung. Dennoch: Fabriken leiteten ihr Abwasser anfangs des 19. Jh. in Klärgruben (ähnlich wie eine Sickergrube jedoch ohne Sickerschacht), bei denen der Überlauf direkt an ein Gewässer angeschlossen war. Auch die aufkeimende Industrie leitete z.B. ihr das Waschwasser und anderes ungeklärt in die Gewässer, was zu erheblichen Verschmutzungen führte. Auch heute gibt es noch Altlasten aus dieser Zeit auf dem Grund von Seen. Die erste Abwasserreinigungsanlage entstand in St. Gallen. Die ARA Thalwil wurde um 1968 gebaut. Ein funktionierendes Entwässerungssystem ist wichtig für die Gesundheit und die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser. Dennoch kann es auch heute noch zu Verschmutzungen kommen – v.a. wenn Chemikalien oder andere Schadstoffe in die Kanalisation geleitet werden. So zum Beispiel 2008 in Adliswil als es infolge von Reparaturarbeiten bei der ARA zu einer Trinkwasserverschmutzung kam. Im Juli 2015 kam es in le Locle (NE) zu einer Verunreinigung des Trinkwassers mit Fäkalbakterien.1 Quelle und weitere Infos: Von der Schissgruob zur modernen Stadtentwässerung, Hrsg. Stadtentwässerung Zürich, Abteilung Bauamt. |
Zugehörige Objekte
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Flyer Was gehört ins Abwasser (ARA Sihltal) | Download | 0 | Flyer Was gehört ins Abwasser (ARA Sihltal) |
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Abwasserentsorgung |