Im Zusammenhang mit dem Bau des Hochwasser-Entlastungsstollens durch den Kanton Zürich bietet sich für die Gemeinde Thalwil die einmalige Chance, das Seeufer im Bereich Bürger umzugestalten und besser zugänglich zu machen. Durch den Bau des Entlastungsstollens, dem inzwischen neben dem Regierungs- auch der Kantonsrat zugestimmt hat, entsteht am Seeufer im Bereich Bürger eine Grossbaustelle und das Seebad Bürger I muss abgerissen werden.
In einem intensiven Prozess mit verschiedenen Mitwirkungsveranstaltungen haben Gemeinde und Kanton deshalb den Masterplan Seeufer Thalwil erarbeitet, der die Projekte am See aufeinander abstimmt und koordiniert. Auf dieser Grundlage hat die Gemeinde anschliessend den privaten Gestaltungsplan Seeufer Bürger entwickelt, über den die Gemeindeversammlung am 23. Juni 2021 abstimmt. Dem entsprechenden Projektierungs- und Realisierungskredit von 9 Mio. Franken (Nettoinvestition Gemeinde: 4.9 Mio. Fr., Beiträge Kanton, andere: 5.1 Mio. Fr.) hat eine Mehrheit der Thalwiler Stimmberechtigten bereits im Juni 2020 zugestimmt.
Die Gemeindeversammlung muss nun noch über die planerischen Rahmenbedingungen des Vorhabens entscheiden, die der Gestaltungsplan festlegt.
Attraktives Seeufer für alle: Mensch und Natur
Das Ziel der Neugestaltung ist ein attraktiveres Naherholungsangebot am See, eine ökologische Aufwertung des Seeufers mit einem zusammenhängenden Naturuferbereich sowie das Schaffen einer vielfältig nutzbaren Anlage für die Bevölkerung. Entstehen sollen insbesondere ein zusammenhängendes Seebad mit Kiesstrand im Bereich des heutigen Seebads Bürger II und der heutigen Bootshabe Bürger, ein weiterer Abschnitt des Zürichseewegs, der ausserhalb der Öffnungszeiten des Seebads direkt am See verläuft und ein Gebäude mit Kiosk und Restaurant, das sowohl als Eingang zum Seebad fungiert, als auch öffentlich zugänglich ist.
Die Fläche der neuen Seebad-Anlage entspricht ungefähr der heute verfügbaren Fläche in den beiden Seebädern. Die zusammenhängende, moderne Anlage kann aber effizienter betrieben werden als heute. Zudem entsteht durch einen grosszügigen, rund 80 Meter langen Steg, der auf dem Auslaufbauwerk des Entlastungsstollens gebaut werden kann, weitere öffentlich zugängliche Fläche am Seeufer.
Veranstaltungen am See im Bereich Bürger werden möglich, sind aber bereits in den Gestaltungsplan-Vorschriften aus Umwelt- und Lärmgründen begrenzt und einer Bewilligungspflicht unterstellt. Die Details werden später in einem Betriebskonzept festgelegt, wobei stark auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Anwohnenden, Umweltverträglichkeit und weiteren Bedürfnissen Rechnung getragen wird.
Der Gestaltungsplan sieht auch einen Bereich mit Naturufer vor. Das ist nötig, weil für das neue Seebad in der heutigen Bootshabe Bürger eine Aufschüttung des Ufers für den Seezugang erforderlich ist. Diese Fläche muss gemäss Gewässerschutzgesetzgebung mit ökologischer Ersatzfläche kompensiert werden. Die Natur soll genauso wie die Menschen ihren Platz am See haben. Der Gestaltungsplan muss gemäss kantonaler Verordnung auch Flächen für die Parkierung definieren. 15 Parkplätze entstehen neben dem Seebad-Areal, 15 weitere können bei der ARA Zimmerberg integriert werden. Weil die Seestrasse in den nächsten Jahren durch den Kanton saniert wird, fallen die seitlichen Parkplätze an der Strasse im Bereich Bürger voraussichtlich ohnehin weg – auch aus Sicherheitsaspekten und ohne Umsetzung des Gestaltungsplans.
Da die Bootshabe Bürger in das neue Seebad integriert wird, soll ein separates Projekt den Ersatz der wegfallenden Bootsplätze im Bootshafen Farbsteig planen. Dies ist jedoch nicht direkt an die Entscheidung über den Gestaltungsplan geknüpft und kann unabhängig von Gestaltungsplan angenommen oder abgelehnt werden.
Eine Chance für Thalwil
Die Planung der Projekte am Seeufer ist komplex. Kantonale, regionale und kommunale Projekte müssen miteinander koordiniert werden – auch um Synergien nutzen zu können. Der Gestaltungsplan Seeufer Bürger legt die Basis für eine attraktive Gestaltung des Seeufers im Gleichschritt mit der Planung des Entlastungsstollens durch den Kanton. Er schafft es, sowohl Naherholungsraum für die Bevölkerung zu schaffen, ökologische Aspekte zu berücksichtigen als auch die Veränderungen der übergeordneten Projekte aufzugreifen und zum Vorteil der Thalwiler Seeufergestaltung zu nutzen.
Nach der Genehmigung der Finanzierung an der Urne im Juni 2020, ist es nun an der Gemeindeversammlung, auch die planerischen Rahmenbedingungen mit dem Gestaltungsplan festzulegen. Der Gemeinderat ist überzeugt, dass die Seeufergestaltung im Bereich Bürger eine einmalige Chance für Thalwil ist, das Seeufer attraktiv zu gestalten und empfiehlt die Genehmigung der Vorlage.
Beleuchtender Bericht und Auflageakten zum Privaten Gestaltungsplan Seeufer
Gemeinderat
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