In Thalwil begann der Prozess der Nachhaltigkeitsgestaltung 1998 mit einer Zukunftswerkstatt. Nachhaltigkeit im ganzheitlichen Sinne wurde ein zentrales Thema. Der Gemeinderat beschloss 1999, die lokale Umsetzung der Agenda 21 bewusst an die Hand zu nehmen.
Dazu setzte er die Steuerungsgruppe Nachhaltigkeit ein. Ihre zentrale Aufgabe ist die Entwicklung und Steuerung des Nachhaltigkeitsprozesses der Gemeinde Thalwil.
Sukzessive hat die Gemeinde in der Folge die Implementierung der Grundsätze zur Nachhaltigen Entwicklung umgesetzt. Gesetzlich ist sie in der Gemeindeordnung und im Organisationsreglement sowie im Leitbild verankert (siehe auch: Nachhaltige Entwicklung, gesetzliche Verankerungen, Übersicht).
Zur Beurteilung von Projekten wurden die Relevanztabellen samt Wirkungsanalyse entwickelt. Diese beiden Papiere sind Grundlage einer jeder Nachhaltigkeitsbeurteilung. Sie liefern wichtige Hinweise, wo die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken eines Projektes liegen.
Seit 2016 werden Projekte erfolgreich mit der 3D-Entscheidungshilfe beurteilt. Bei einer 3D-Entscheidungshilfe werden zwei Methoden angewendet: Der Net Present Value (NPV) und die Nutzwertanalyse. Alle monetär erfassbaren Eigenschaften werden mit der NPV Methode auf den Beginn eines Vorhabens zurückgerechnet. Damit können monetäre Werte, die zu verschieden Zeitpunkten anfallen, verglichen werden. Für alle nicht-monetären Grössen werden sinnvolle Kriterien und Einheiten zur Messung gesucht. Alle monetären und nicht-monetären Werte werden in ein Punktesystem (Nutzwerte) überführt, um für ein Vorhaben eine Gesamtzahl (Gesamtnutzwert) errechnen zu können. Falls für ein Vorhaben verschiedene Varianten vorliegen, lassen sich diese anhand des Gesamtnutzwerts in eine Rangreihenfolge bringen. Zusätzlich wurde bei den Thalwiler Beurteilungen eine Gewichtung basierend auf den Relevanztabellen angewandt. Dies erlaubt eine Feinabstimmung und allenfalls Stärkung der sogenannt weichen (nicht-monetären) Faktoren.
Zur vertiefteren Betrachtung wurde in den Jahren 2000 bis 2002 mit der Hochschule Rapperswil HSR die TripelBudgetierung entwickelt. Die TripelBudgetierung ist ein Nachhaltigkeitsbeurteilungsinstrument zur Quantifizierung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit; sie mündet in einem Monetarisierungsprozess. Das excel-basierte Tool wurde im 2015 wiederum mit der HSR mit einer Light-Variante ergänzt.
Die Nachhaltige Entwicklung der Gemeinde insgesamt wurde mit im Winter 2010/2011 erstmals und im Winter 2013/2014 mit Beteiligung aller Stakholder (33 Personen) mittels Gemeindeprofilograf in einem intensiven Konsolidierungsprozess bewertet. Der Gemeindeprofilograf beinhaltet ein umfassendes Set von Indikatoren. Jedem Indikator wird auf einer mehrstufigen Skala ein Wert zugeordnet. Ergebnis des Gemeindeprofilografs ist ein qualitatives Stärken-Schwächenprofil. Die Resultate des Gemeindeprofilografen 2013/2014 flossen unmittelbar in die Legislaturdiskussion 2014-2018 des Gemeinderates ein.
Internationale Definitionen und Begriffe
Der Ausdruck Nachhaltigkeit geht auf Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) zurück: In seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“ forderte der Pionier der Forstwirtschaft eine „nachhaltige Nutzung“ des Holzes, „weil es eine unentbehrliche Sache ist, ohne welche das Land in seinem Wesen nicht bleiben mag.“
Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen (1987, Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission).
Agenda 21 ist ein Aktionsprogramm zur Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklung mit 40 Kapiteln (1992, verabschiedet von 179 Staaten in Rio de Janeiro).
Lokale Agenda 21 (Kapitel 40) ist ein Aufruf an Gemeinden, zusammen mit verschiedenen örtlichen Akteuren und Organisationen ein Aktionsprogramm aufzubauen.