Im Rahmen altlastenrechtlicher Untersuchungen der Thalwiler Seeanlage Farb hat die Baudirektion des Kantons Zürich Belastungen mit der synthetischen Industriechemikalie PFAS im Boden festgestellt. Die gemessenen Konzentrationen in der oberen Humusschicht liegen in Teilbereichen der Anlage deutlich über dem Sanierungswert. Daher sind vorsorgliche Schritte nötig. Die Gemeinde Thalwil geht, in Zusammenarbeit mit der kantonalen Baudirektion, die nötigen Sicherungsmassnahmen unverzüglich an, um die Seeanlage Farb für die Öffentlichkeit so schnell als möglich wieder zugänglich zu machen. Dafür bleibt die gesamte Seeanlage zwischen dem Spielplatz Farb und dem Parkplatz Zehntenhof für die Öffentlichkeit während eines Monats gesperrt.
Die Altlastensicherung dauert vom 10. November bis voraussichtlich 10. Dezember 2025.
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Wichtig: Es besteht keine akute gesundheitliche Gefährdung für die Bevölkerung. |
Die Seeanlage Farb ist im kantonalen Kataster der belasteten Standorte (KbS) als belasteter und sanierungsbedürftiger Standort verzeichnet. Da für die erforderliche und ohnehin geplante Altlastensanierung durch den Kanton noch detailliertere Untersuchungen nötig sind und ein Sanierungs- und Bauprojekt ausgearbeitet werden muss, rechnet der Kanton aber damit, dass diese Sanierung erst in einigen Jahren stattfindet. Die Sofortmassnahmen der Gemeinde stellen deshalb sicher, dass die Seeanlage bis dahin weiter genutzt werden kann.
der Sofortmassnahmen zur Altlastensicherung
wieder risikofrei genutzt werden.
Antworten auf die wichtigsten Fragen |
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Was sind PFAS? |
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Bei per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) handelt es sich um eine Gruppe von mehreren tausend synthetischen Industriechemikalien. Seit den 1970er-Jahren werden sie in grossem Umfang eingesetzt. Viele PFAS sind fett-, schmutz- und wasserabweisend sowie thermisch und chemisch äusserst stabil. Diese Stoffeigenschaften sind vorteilhaft und nützlich in einer Vielzahl an Produkten und Prozessen, wie beispielsweise in Outdoor- und Funktionskleidung, beschichtetem Papier und Karton, Küchenutensilien mit Antihaftbeschichtungen oder Kosmetika. In der Umwelt können sich PFAS nahezu nicht abbauen. Sie werden daher auch als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet. PFAS wirken nicht akut toxisch. Sie sind weltweit nahezu überall in der Umwelt nachweisbar, auch in den Böden des Kantons Zürich. |
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Welche gesundheitliche Gefahr besteht für die Bevölkerung in der Seeanlage Farb? |
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PFAS stellen keine akute Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung dar. Sie können langfristig gesundheitliche Probleme verursachen, jedoch nur bei häufigem Kontakt oder Aufnahme über einen längeren Zeitraum. Überall dort, wo der Boden durchgehend mit Gras bewachsen ist – wie in der Seeanlage Farb – ist die Gefährdung für Erwachsene gering, weil ein direkter Erdkontakt mit der darunterliegenden Humusschicht weitestgehend vermieden ist. |
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Sind Kinder, die den Spielplatz in der Seeanlage Farb mehrfach wöchentlich genutzt haben, gesundheitlich gefährdet? |
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Rund um den Spielplatz Farb ist die PFAS-Belastung nicht so hoch wie auf anderen Flächen der Seeanlage Farb. Die Holzschnitzel auf dem Spielplatz sind zudem nicht mit PFAS belastet. Der Rasen auf den belasteten Flächen ausserhalb des Spielplatzes ist dicht und intakt, was auch bei kleinen Kindern die Gefahr reduziert, dass sie übermässig viel belastete Erde in den Mund genommen haben könnten. Auch wenn keine akute Gefährdung für Kinder besteht, hat eine sorgfältige Sicherung dieses speziellen Bereichs für die Gemeinde Thalwil höchste Priorität. Als oberstes Prinzip gilt hier die Vorsorge, die eine Gefährdung von kleinen Kindern verhindern soll. Die aktuellen Beurteilungswerte des Kantons beruhen auf sehr strengen Annahmen – etwa, dass ein Kind tagtäglich Erde verschluckt. Davon ist in der Regel nicht auszugehen. Der Fokus aller Sicherungsmassnahmen auf dem gesamten Gelände der Seeanlage Farb liegt deshalb auf dem Schutz von Kindern bis 6 Jahren. Die gesamten Sicherungsmassnahmen in der Seeanlage orientieren sich daran und sollen das Risiko so weit als möglich reduzieren. |
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Sind die anderen Thalwiler Seeanlagen ebenfalls mit PFAS belastet? |
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Das Seeufer Bürger sowie das Seebad Ludretikon sind im kantonalen Kataster der belasteten Standorte (KbS) als Standorte eingetragen, bei denen keine schädlichen oder lästigen Einwirkungen zu erwarten sind. Die Seeanlage Gerbi ist im KbS als belastet und sanierungsbedürftig eingetragen. Der Boden sowie die Holzschnitzel wurden deshalb dort altlastenrechtlich unter anderem auf PFAS untersucht. In den Bodenproben werden die Konzentrationswerte für die Beurteilung der Sanierungsbedürftigkeit von Böden unterschritten. |
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Woher kommen die PFAS in der Seeanlage Farb? |
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Die Herkunft der PFAS in der Seeanlage Farb ist Gegenstand von laufenden Abklärungen. Die Seeanlage Farb gründet auf mehreren Aufschüttungen aus den Jahren 1829 bis 1908, wo Färbereigebäude gebaut und bis 1970 betrieben worden sind. 1970 wurde das Areal vom Kanton übernommen und 1978 mittels Sprengungen im Rahmen von Militärübungen geschleift. Der Bauschutt wurde für die Auffüllung, die Geländegestaltung und den Lärmschutzwall wiederverwendet. Danach wurde der Untergrund ausgeebnet und mit Humus überdeckt. Woher die PFAS-Belastung letztlich herrührt, lässt sich derzeit jedoch nicht konkret sagen. Ob die PFAS-Belastung von Löschübungen im Rahmen der Sprengungen oder von kontaminiertem Humusauftrag herrührt, ist noch nicht bekannt. |
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Welches sind die Richtwerte von PFAS? |
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Gesetzliche Beurteilungswerte für PFAS im Boden in Form von Richt-, Prüf- und Sanierungswerten gibt es derzeit noch nicht. Diese sind beim Bund in Erarbeitung. Bei der altlastenrechtlichen Beurteilung von Flächen, auf denen Kinder regelmässig spielen, wie beispielsweise Kinderspielplätze, gibt es aber einen Arbeitswert des Bundesamts für Umwelt. Dieser liegt bei 30 µg TEQ/kg (TEQ = Toxizitätsäquivalent). |
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Welche Bereiche der Seeanlage Farb wurden durch den Kanton auf PFAS untersucht und sind betroffen? |
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Basierend auf den Messungen im Auftrag des Kantons, kann die Seeanlage Farb in sieben Bereiche unterteilt werden, die in der Humusschicht (oberste 20cm) unterschiedlich stark mit PFAS belastet sind: Spielplatz Farb, Grillstelle beim Blauen Haus, Liegewiese Blaues Haus, Grashang, Liegewiese seeseitig, Liegewiese beim Surfclub und Seeeinstieg. Wichtig: Alle Bereiche direkt am See sind nicht von den hohen Belastungen betroffen. Die Holzschnitzel des Spielplatzes Farb sind ebenfalls unbelastet. Die Böden direkt um den Spielplatz weisen von den betroffenen Flächen die geringste Belastung auf, dennoch hat eine sorgfältige Sicherung dieses speziellen Bereichs für Kinder für die Gemeinde oberste Priorität. Dazu ist der Abtrag der Humusschicht von 30 Zentimeter Tiefe nötig. Danach wird neuer Humus aufgetragen und zusätzlich Rollrasen gesetzt. Das gleiche Verfahren wird für den Bereich der Grillstelle beim Blauen Haus umgesetzt. Als weitere Sofortmassnahme lässt die Gemeinde den Oberboden der Wiese beim Surfclub mit einer Kiestrennlage überschütten und darüber Humus auslegen und neuen Rasen ansäen. Bereiche, die von der Bevölkerung kaum genutzt werden, wird die Gemeinde zu ökologisch wertvollen Wiesen mit hochwachsenden Pflanzen umgestalten. Das Massnahmenkonzept hat die Gemeinde in enger Abstimmung mit der kantonalen Baudirektion erarbeitet. |
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Sind Personen, die das Blaue Haus oder die Grillstelle benutzt haben, gefährdet? |
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Nein. Sowohl die Benutzung des Blauen Hauses als auch der Grillstelle, der zugehörigen Tische, Bänke und Sitzsteine stellen keine Gefahr da. Dennoch ist das Blaue Haus während der Umsetzungen der Sicherungsmassnahmen nicht nutzbar, weil das gesamte Gelände der Seeanlage Farb abgesperrt ist. |
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Kann die Seeanlage Farb nach der Altlastensicherung wieder risikofrei genutzt werden? |
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Ja, die Sofortmassnahmen stellen sicher, dass die Seeanlage von der Bevölkerung wieder risikofrei genutzt werden kann. Einzelne Bereiche, die nach der Altlastensicherung abgesperrt bleiben, sollten auch nach der Öffnung der Seeanlage nicht betreten werden. Gemeinde und Kanton bitten die Bevölkerung, dies im eigenen Interesse zu respektieren. |
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Wann setzt der Kanton das eigentliche geplante Sanierungsprojekt der Seeanlage Farb um? |
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Die Seeanlage Farb ist im kantonalen Kataster der belasteten Standorte (KbS) als belasteter und sanierungsbedürftiger Standort verzeichnet. Da für die erforderliche und ohnehin geplante Altlastensanierung durch den Kanton noch detailliertere Untersuchungen nötig sind und ein Sanierungs- und Bauprojekt ausgearbeitet werden muss, rechnet der Kanton damit, dass diese Sanierung erst in einigen Jahren stattfindet. Die Sofortmassnahmen der Gemeinde stellen deshalb sicher, dass die Seeanlage bis dahin weiter genutzt werden kann. |
Kontakt
Für weitere Fragen rund um das Thema PFAS und Altlastensicherung können sich Interessierte an altlasten@thalwil.ch wenden.
