Im Rahmen altlastenrechtlicher Untersuchungen der Thalwiler Seeanlage Farb stellte die Baudirektion des Kantons Zürich im Spätherbst 2025 Belastungen mit der synthetischen Industriechemikalie PFAS im Boden fest. Die gemessenen Konzentrationen in der oberen Humusschicht lagen in Teilbereichen der Anlage deutlich über dem Sanierungswert. Daher wurden vorsorgliche Schritte nötig. Die Gemeinde Thalwil ging, in Zusammenarbeit mit der kantonalen Baudirektion, die nötigen Sicherungsmassnahmen im November 2025 unverzüglich an, um die Seeanlage Farb für die Öffentlichkeit so schnell als möglich wieder zugänglich zu machen. Diese Sicherungsmassnahmen konnten nun erfolgreich abgeschlossen werden.
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Seit dem 12. Dezember 2025 ist die Seeanlage Farb wieder offen und kann von der Bevölkerung gefahrenfrei und sicher genutzt werden. Auch vor den mittlerweile umgesetzten Sicherungsmassnahmen bestand zu keinem Zeitpunkt eine akute gesundheitliche Gefährdung für die Bevölkerung. Hinweis: Nutzende der Anlage werden gebeten, während der Wintermonate die grosse Liegewiese nicht zu betreten, da diese aufgrund der sorgfältigen Sicherungsmassnahmen neu angesät werden musste. |
Die Seeanlage Farb ist im kantonalen Kataster der belasteten Standorte (KbS) als belasteter und sanierungsbedürftiger Standort verzeichnet. Da für die erforderliche und ohnehin geplante Altlastensanierung durch den Kanton noch detailliertere Untersuchungen nötig sind und ein Sanierungs- und Bauprojekt ausgearbeitet werden muss, rechnet der Kanton aber damit, dass diese Sanierung erst in einigen Jahren stattfindet. Die Sofortmassnahmen der Gemeinde stellten deshalb sicher, dass die Seeanlage bis dahin weiter genutzt werden kann.
der Sofortmassnahmen zur Altlastensicherung
wieder risikofrei genutzt werden.
Antworten auf die wichtigsten Fragen |
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Was sind PFAS? |
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Bei per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) handelt es sich um eine Gruppe von mehreren tausend synthetischen Industriechemikalien. Seit den 1970er-Jahren werden sie in grossem Umfang eingesetzt. Viele PFAS sind fett-, schmutz- und wasserabweisend sowie thermisch und chemisch äusserst stabil. Diese Stoffeigenschaften sind vorteilhaft und nützlich in einer Vielzahl an Produkten und Prozessen, wie beispielsweise in Outdoor- und Funktionskleidung, beschichtetem Papier und Karton, Küchenutensilien mit Antihaftbeschichtungen oder Kosmetika. In der Umwelt können sich PFAS nahezu nicht abbauen. Sie werden daher auch als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet. PFAS wirken nicht akut toxisch. Sie sind weltweit nahezu überall in der Umwelt nachweisbar, auch in den Böden des Kantons Zürich. |
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Welche gesundheitliche Gefahr besteht für die Bevölkerung in der Seeanlage Farb? |
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PFAS stellten zu keinem Zeitpukt eine akute Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung dar. Sie hätten langfristig gesundheitliche Probleme verursachen können, jedoch nur bei häufigem Kontakt oder Aufnahme über einen längeren Zeitraum. Überall dort, wo der Boden durchgehend mit Gras bewachsen ist – wie in der Seeanlage Farb – war die Gefährdung für Erwachsene gering, weil ein direkter Erdkontakt mit der darunterliegenden Humusschicht weitestgehend vermieden werden konnte. |
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Waren Kinder, die den Spielplatz in der Seeanlage Farb vor den Sicherungsmassnahmen mehrfach wöchentlich genutzt haben, gesundheitlich gefährdet? |
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Rund um den Spielplatz Farb war die PFAS-Belastung nicht so hoch wie auf anderen Flächen der Seeanlage Farb. Die Holzschnitzel auf dem Spielplatz waren zudem nicht mit PFAS belastet. Der Rasen auf den belasteten Flächen ausserhalb des Spielplatzes war dicht und intakt, was auch bei kleinen Kindern die Gefahr reduzierte, dass sie übermässig viel belastete Erde in den Mund genommen haben könnten. Auch wenn nie eine akute Gefährdung für Kinder bestanden hat, hatte eine sorgfältige Sicherung dieses speziellen Bereichs für die Gemeinde Thalwil höchste Priorität. Als oberstes Prinzip galt hier die Vorsorge, die eine Gefährdung von kleinen Kindern verhindern soll. Die aktuellen Beurteilungswerte des Kantons beruhen auf sehr strengen Annahmen – etwa, dass ein Kind tagtäglich Erde verschluckt. Davon ist in der Regel nicht auszugehen. Der Fokus aller Sicherungsmassnahmen auf dem gesamten Gelände der Seeanlage Farb lag deshalb auf dem Schutz von Kindern bis 6 Jahren. Die gesamten umgesetzten Sicherungsmassnahmen in der Seeanlage orientieren sich daran und sollen das Risiko so weit als möglich reduzieren. |
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Sind die anderen Thalwiler Seeanlagen ebenfalls mit PFAS belastet? |
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Das Seeufer Bürger sowie das Seebad Ludretikon sind im kantonalen Kataster der belasteten Standorte (KbS) als Standorte eingetragen, bei denen keine schädlichen oder lästigen Einwirkungen zu erwarten sind. Die Seeanlage Gerbi ist im KbS als belastet und sanierungsbedürftig eingetragen. Der Boden sowie die Holzschnitzel wurden deshalb dort altlastenrechtlich unter anderem auf PFAS untersucht. In den Bodenproben werden die Konzentrationswerte für die Beurteilung der Sanierungsbedürftigkeit von Böden unterschritten. |
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Woher kamen die PFAS in der Seeanlage Farb? |
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Die Herkunft der PFAS in der Seeanlage Farb ist Gegenstand von laufenden Abklärungen. Die Seeanlage Farb gründet auf mehreren Aufschüttungen aus den Jahren 1829 bis 1908, wo Färbereigebäude gebaut und bis 1970 betrieben worden sind. 1970 wurde das Areal vom Kanton übernommen und 1978 mittels Sprengungen im Rahmen von Militärübungen geschleift. Der Bauschutt wurde für die Auffüllung, die Geländegestaltung und den Lärmschutzwall wiederverwendet. Danach wurde der Untergrund ausgeebnet und mit Humus überdeckt. Woher die PFAS-Belastung letztlich herrührt, lässt sich derzeit jedoch nicht konkret sagen. Ob die PFAS-Belastung von Löschübungen im Rahmen der Sprengungen oder von kontaminiertem Humusauftrag herrührt, ist noch nicht bekannt. |
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Welches sind die Richtwerte von PFAS? |
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Gesetzliche Beurteilungswerte für PFAS im Boden in Form von Richt-, Prüf- und Sanierungswerten gibt es derzeit noch nicht. Diese sind beim Bund in Erarbeitung. Bei der altlastenrechtlichen Beurteilung von Flächen, auf denen Kinder regelmässig spielen, wie beispielsweise Kinderspielplätze, gibt es aber einen Arbeitswert des Bundesamts für Umwelt. Dieser liegt bei 30 µg TEQ/kg (TEQ = Toxizitätsäquivalent). |
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Welche Bereiche der Seeanlage Farb wurden durch den Kanton auf PFAS untersucht und waren betroffen? |
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Basierend auf den Messungen im Auftrag des Kantons, kann die Seeanlage Farb in sieben Bereiche unterteilt werden, die in der Humusschicht (oberste 20cm) unterschiedlich stark mit PFAS belastet waren: Spielplatz Farb, Grillstelle beim Blauen Haus, Liegewiese Blaues Haus, Grashang, Liegewiese seeseitig, Liegewiese beim Surfclub und Seeeinstieg. Wichtig: Alle Bereiche direkt am See waren nicht von den hohen Belastungen betroffen. Die Holzschnitzel des Spielplatzes Farb waren ebenfalls unbelastet. Die Böden direkt um den Spielplatz wiesen von den betroffenen Flächen die geringste Belastung auf, dennoch hatte eine sorgfältige Sicherung dieses speziellen Bereichs für Kinder für die Gemeinde oberste Priorität. Dazu war der Abtrag der Humusschicht von 30 Zentimeter Tiefe nötig. Danach wurde neuer Humus aufgetragen und zusätzlich Rollrasen gesetzt. Das gleiche Verfahren wurde für den Bereich der Grillstelle beim Blauen Haus umgesetzt. Als weitere Sofortmassnahme liess die Gemeinde den Oberboden der Wiese beim Surfclub mit einer Kiestrennlage überschütten und darüber Humus auslegen und neuen Rasen ansäen. Bereiche, die von der Bevölkerung kaum genutzt wurden, hat die Gemeinde zu ökologisch wertvollen Wiesen mit hochwachsenden Pflanzen umgestaltet. Das Massnahmenkonzept erarbeitete die Gemeinde in enger Abstimmung mit der kantonalen Baudirektion. |
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Sind Personen, die das Blaue Haus oder die Grillstelle benutzt haben, gefährdet? |
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Nein. Sowohl die Benutzung des Blauen Hauses als auch der Grillstelle, der zugehörigen Tische, Bänke und Sitzsteine stellten nie eine Gefahr da. Dennoch war das Blaue Haus während der Umsetzungen der Sicherungsmassnahmen nicht nutzbar, weil das gesamte Gelände der Seeanlage Farb abgesperrt wurde. |
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Kann die Seeanlage Farb nach der Altlastensicherung wieder risikofrei genutzt werden? |
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Ja, die Sofortmassnahmen stellen sicher, dass die Seeanlage von der Bevölkerung wieder risikofrei genutzt werden kann. Einzelne Bereiche, die nach der Altlastensicherung abgesperrt bleiben, sollten auch nach der Öffnung der Seeanlage nicht betreten werden. Gemeinde und Kanton bitten die Bevölkerung, dies im eigenen Interesse zu respektieren. |
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Wann setzt der Kanton das eigentliche geplante Sanierungsprojekt der Seeanlage Farb um? |
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Die Seeanlage Farb ist im kantonalen Kataster der belasteten Standorte (KbS) als belasteter und sanierungsbedürftiger Standort verzeichnet. Da für die erforderliche und ohnehin geplante Altlastensanierung durch den Kanton noch detailliertere Untersuchungen nötig sind und ein Sanierungs- und Bauprojekt ausgearbeitet werden muss, rechnet der Kanton damit, dass diese Sanierung erst in einigen Jahren stattfindet. Die Sofortmassnahmen der Gemeinde stellen deshalb sicher, dass die Seeanlage bis dahin weiter genutzt werden kann. |
Kontakt
Für weitere Fragen rund um das Thema PFAS und Altlastensicherung können sich Interessierte an altlasten@thalwil.ch wenden.
